Mediendokumentation: 75 Jahre Pro Lej da Segl

Tagung zum Jubiläum in Kooperation mit dem Institut für Kulturforschung Graubünden (ikg)

Gründung

Die Pro Lej da Segl (PLS) wurde 1944 unter dem Vorsitz von alt Regierungsrat Robert Ganzoni gegründet, unter regionaler, kantonaler und nationaler Mitwirkung, um der jahrzehntelangen Diskussion um die Nutzung der Wasserkraft des Silsersees ein Ende zu setzen. Vorausgegangen waren heftige Auseinandersetzungen mit der Wasserwirtschaft, aber auch die Bedenken, ob es den zukünftigen Generationen zuzumuten sei, dauernd auf diese Einnahmequelle zu verzichten. Zwei Bundesgerichtsurteile öffneten den Weg, die Seenregion des Oberengadins langfristig zu schützen. Für ihren Verzicht wurden die Gemeinde Sils mit 100‘000 Franken und Stampa mit 200‘000 Franken entschädigt. Finanziert wurde diese Abgeltung durch die erste Schoggitaleraktion der Schweiz. Der Bundesrat musste dafür 20 Tonnen rationierte Milchschokolade freigeben. Die mit den Gemeinden Sils, Stampa, Silvaplana und St. Moritz abgeschlossenen Verträge mit einer Dauer von 99 Jahren waren einmalig und beispielhaft. Der Schutz der Silserebene in den 1970er Jahren durch Nutzungstransfers und Rückzonungen, mit ebenfalls schweizweiter Finanzierung, war wieder pionierhaft und hatte Modellcharakter.

Entwicklung und aktuelle Tätigkeit

In den 1990er Jahren wurden die Schutzorganisationen Pro Surlej und Pro Grevas Alvas in die PLS integriert. Heute liegt der gesamte Perimeter der Pro Lej da Segl im BLN-Gebiet.
Die Tätigkeit der PLS hat sich seit der Gründung stark verändert. Nach der Sicherung der Finanzen und dem Abschluss der Verträge mit den Seengemeinden wurden weitere Schutzzonen gefördert, z.B. in Maloja die Gletschermühlen und der Schutz der Val Fex. Neben den Verträgen wurde der Schutz durch den Kauf von strategisch wichtigen Parzellen in der Uferregion gesichert. Besonders die 1966 gegründete Pro Surlej war diesbezüglich sehr aktiv. Das neue Landwirtschaftliche Bodenrecht hat Parzellenkäufe für die Schutzorganisationen stark erschwert. Durch Dienstbarkeitsverträge kann die PLS auch heute Bauverbote langfristig sichern. Auch wenn einige Schutzbestrebungen der PLS unterdessen in die Zonenpläne der Gemeinden eingegangen sind, bedeuten Eigentum und grundbuchamtliche Bauverbote immer noch den sichersten Schutz.

Die PLS nimmt auf nationaler Stufe an Vernehmlassungen teil, wie z.B. bei der aktuellen Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes NHG, welche u.a. mit der Hahnenseebahn begründet wurde. Dabei wird in Bern durchaus auf die Meinung lokaler Schutzorganisationen gehört. Auf Gemeindeebene nimmt die PLS vor allem zu Infrastrukturprojekten in ihrem Perimeter wie Strassen, Wanderwege, Bauprojekte, Sportanlagen, Hotelprojekte und zu Zonenplanrevisionen Stellung. Gerade bei der jahrzehntelangen Diskussion um die Sicherheit der Kantonsstrasse Sils – Plaun da Lej hat sich gezeigt, wie wichtig die Einbindung der Schutzorganisationen für eine allgemein akzeptierte Lösungsfindung ist.

Aktuell setzt sich die PLS auch für Renaturierungen der Seeufer ein. So wurde die erste Etappe der Renaturierung der Silser Schwemmebene erfolgreich umgesetzt und mit der zweiten Etappe begonnen. Beim Maloja Palace sichert die PLS bei der Teilrevision des Zonenplans die planerischen Grundlagen für das 2004 vom Amt für Jagd und Fischerei erarbeitete Projekt zur Renaturierung des Jungen Inn.

Gemäss den Statuten bezweckt der Verein der PLS vor allem „die Wahrung der natürlichen Schönheit, den Schutz vor übermässigen Immissionen aller Art, vor übermässiger Nutzung und die Erhaltung der Einmaligkeit der Oberengadiner Seenlandschaft“. Sofern besondere Schutzvorkehrungen notwendig sind, können die Schutzmassnahmen auch auf die übrige Landschaft des Oberengadins ausgedehnt werden. Im Vorstand sind als Folge der Gründung die Initiativmitglieder vertreten: ein Vertreter der Seengemeinden, die Region Maloja als Nachfolgeorganisation des Kreises Oberengadin, Pro Natura, Heimatschutz und die Pro Raetia. Da traditionsgemäss mehrere aktuelle und ehemalige Gemeindepräsidenten im Vorstand vertreten sind, ist die PLS politisch gut eingebunden.

Jubiläum – öffentliche Tagung – Ausstellung

Am 23. November 2019 feiert die Pro Lej da Segl ihr 75-jähriges Jubiläum mit einer Tagung im Rondo in Pontresina, die gemeinsam mit dem Institut für Kulturforschung Graubünden (ikg) ausgetragen wird. Das entsprechende Programm finden Sie im angefügten Flyer. Die Vorträge vom Vormittag mit dem Blick zurück und dem Blick in die Zukunft werden Thesen für die Podiumsdiskussion einbringen. Im Fokus steht die Frage: „Wie weiter nach dem Auslaufen der 99-jährigen Verträge mit den Seengemeinden?“ Die PLS hofft, durch diese Tagung wertvolle Impulse zu erhalten, wie der Schutz der Oberengadiner Seenlandschaft gestaltet werden soll. Anschliessend findet für die Tagungsteilnehmer in La Tuor in Samedan die Vorvernissage der von Christof Kübler, ehemaliger leitender Kurator am Landesmuseum in Zürich, kuratierten Ausstellung statt:
„Seenlandschaft … Landschaft sehen. Von der Bedrohung der Oberengadiner Seenlandschaft zur nationalen Raumplanung“
Die öffentliche Vernissage der Ausstellung erfolgt am 19. Dezember um 18.30 Uhr. Die Pro Lej da Segl und das Institut für Kulturforschung Graubünden (ikg) hoffen auf eine rege Beteiligung der Bevölkerung an der Tagung.

Eine Anmeldung ist erwünscht bei info@kulturforschung.ch Tel. +41 81 252 70 39

Mehr Infos unter:

  • Erwin Bundi, 2017: Entwicklung und Schutz der Oberengadiner Seenlandschaft
  • jost.falett@rumantsch.ch Tel. 081 852 53 67