Renaturierung Silser Schwemmebene – Etappe I – Seeufer Crotschas

Ökologischer Mehrwert nach den Massnahmen:

Uferweg vor der RenaturierungRenaturiertes Seeufer

Der Seeuferweg am Silvaplanersee vor und nach den Massnahmen (foto: ecowert und Renaud Lang)

Die bedeutenden Naturwerte am Westufer des Silvaplanersees konnten mit den Massnahmen aufgewertet und gestärkt werden. Der Ufer- und Wanderweg mit Uferverbauungen verhinderte einen natürlichen, sanften Übergang von der offenen Wasserfläche zum Festland. Das Flachmoor Crotschas von regionaler Bedeutung steht heute wieder in natürlicher Verbindung mit dem See. Vorgelagerte Inseln und modellierte Flachufer führen zu einer engen Verzahnung von Land und Wasser. Natürliche Verlandungsprozesse werden die bereits eingesetzte Ufergestaltung weiterführen. Ufergehölz, Seggenbestände, Tümpel, Sümpfe, Schlick-, Sand- und Kiesflächen konnten sich ausbilden.

Das Gebiet konnte als wichtiger Rastplatz für Wasservögel und Limikolen aufgewertet werden. Das beruhigte und renaturierte Ufer dient ihnen noch besser zur Nahrungssuche und zur Stärkung auf ihrem Zug.

Die Fedacla im Mündungsgebiet hat zusätzlichen Raum erhalten, um ihr Delta dynamisch zu gestalten. Die neuen Schlick-, Kies- und Sandbänke bieten für Pionierpflanzen und -tieren neuen, wertvollen Lebensraum an.

(Foto: David Jenny)

Von den zusätzlichen Kies- und Sandflächen profitieren auch der Flussregenpfeifer (gemäss Roter Liste verletzlich) und der Flussuferläufer (gefährdet), die mehrmals Brutversuche im Gebiet unternommen haben. Mit dem Rückbau des Uferwegs konnten neue störungsarme Uferabschnitte geschaffen werden. Damit sind gute Voraussetzungen für erfolgreiche Bruten der beiden seltenen Vogelarten geschaffen. Ob sie tatsächlich erfolgreich brüten können, wird sich in den nächsten Jahren weisen. Bereits 2012 brütete ein Pärchen der störungsanfälligen Zitronenstelze (gefährdet) erfolgfreich am renaturierten Ufer. Zu dieser ornithologischen Sensation haben die Projektmassnahmen entscheidend beigetragen.

Die Erholungssuchenden haben den Holzsteg sehr gut angenommen. Entsprechend ist das renaturierte Seeufer von Störungen stark entlastet. Das renaturierte Ufer ist mit vorgelagerten Inseln und Gräben nur mühsam zu begehen und wird daher von den meisten Besuchern gemieden. Um Besucher noch besser vom Ufer und vom Flussdelta abzuhalten und weiter von Störungen zu entlasten, wurde ein Lattenzaun erstellt. Es wurden zusätzlich Infostelen in den Sprachen Romanisch, Deutsch und Italienisch aufgestellt, die die Besucher auf die Naturwerte im Gebiet, die erfolgte Renaturierung und die Verhaltensregeln aufmerksam machen (Hunde an der Leine, Verbleib auf dem Holzsteg).

Ausblick

Der Holzsteg sowie die neuen Bootsanlegestellen werden zukünftig von der Gemeinde Sils unterhalten. Der Uferbereich benötigt keinen Unterhalt. Das angrenzende Flachmoor wird weiterhin extensiv bewirtschaftet. Der mit den Aufwertungsmassnahmen erzielte ökologische Mehrwert ist entsprechend langfristig gesichert.

Mit der Aufwertung des Uferabschnitts Crotschas am Silvaplanersee wurde ein grosses Etappenziel errungen. Die Naturwerte am Silvaplanersee wurden gestärkt und gefördert. Die Erholungsnutzung ist besser kanalisiert. Die Arbeitsgruppe Silser Schwemmebene möchte am Erfolg anknüpfen und das Ufer des Silvaplanersees weiter ökologisch aufwerten. Nächste Massnahmen dazu werden diskutiert, etwa eine Rückverlegung der Brücke über die Fedacla.